29/12/2022

chili im korb Kopie

Chilis anbauen - So gelingt der Anbau, von der Keimung bis zur Überwinterung

Chilis anbauen - So gelingt der Anbau, von der Keimung bis zur Überwinterung

Chilis gehören zu den anspruchsvollen Gemüsearten und wollen gehegt und gepflegt werden. Sie mögen es warm, sonnig und stellen hohe Ansprüche an Erde und Düngung. Damit der Anbau von Chilis von Erfolg gekrönt ist, gibt es einiges zu beachten. Erfahre hier worauf es ankommt bei der Auswahl der richtigen Sorten und was du tun musst, damit sich deine Pflanzen gesund und kräftig entwickeln. 

Chiliarten

Chilis gibt es in allen möglichen Formen und Farben. Aber wusstest du, dass es nicht nur unzählige Chilisorten gibt, sondern auch fünf verschiedene Chiliarten? Hier kommt eine kleine Einführung in die Welt der verschiedenen Chilis, denn die verschiedenen Arten unterscheiden sich oftmals in den Ansprüchen, die sie an ihre Umwelt stellen. 

Eine Art hat sich auf natürliche Weise selektiert. Bei einer Sorte handelt es sich um eine Pflanzengruppe, die durch gezielte Zucht entstanden ist. Die verschiedenen Sorten einer Art sind nah verwandt und lassen sich in der Regel problemlos kreuzen.

Capsicum annuum 

Aus der Art Capsicum annuum sind die meisten Zuchtformen der Paprika oder Chili hervorgegangen. Das Ursprungsgebiet der C. annuum liegt in Mittel-bis Nordamerika und daher ist sie vergleichsweise gut an die klimatischen Bedingungen in Deutschland angepasst. Alle milden Paprika und Chilisorten gehen auf C. annuum zurück, es gibt aber auch einige sehr scharfe Sorten. Der Name annum bezieht sich auf einjährig. In der Regel erfolgt der Anbau von C. annuum als einjährige Pflanze, sie lassen sich aber wie alle Chilis problemlos überwintern. 

 

Capsicum baccatum 

Besonders in Süd- und Mittelamerika sind Sorten, die der C. baccatum angehören, sehr geschätzt. Die Früchte zeichnen sich durch ein feines, fruchtiges Aroma mit mittlerer Schärfe aus. Die Pflanzen sind wärmebedürftiger als C. annuum und anspruchsvoll im Anbau. 

 

Capsicum chinense 

Auch diese Chiliart hat ihren Ursprung im tropischen Amerika und benötigt besonders warme Temperaturen und hat eine lange Entwicklungszeit. Die schärfsten Chilis der Welt sind hier zu finden. Habanero oder Bhut Jolokia gehören zu den bekanntesten

 

Capsicum frutescens 

Typisch für C. frutescens sind die stets aufrecht an der Pflanze stehenden Blüten und Früchte. Daher gehören einige besonders dekorative Chilisorten zu dieser Art. Die Früchte von C. Frutescens sind besonders scharf und bekannte Sorten sind Birds- Eye, Tabasco oder Malagueta.

 

Capsicum pubescens 

Das natürliche Verbreitungsgebiet dieser Chiliart liegt im westlichen Süd- und Mittelamerika und weist einige Besonderheiten zu den anderen Chiliarten auf. Die Schärfe setzt sich aus anderen Stoffen zusammen und wird oftmals anders wahrgenommen. Auch äußerlich gibt es einige Unterschiede, die Blätter sind behaart, die Pflanze wächst baumartig und verholzt schnell, was ihr auch den Beinamen Baumchili beigebracht hat. Die Samen dieser Art sind schwarz und ein eindrückliches Unterscheidungsmerkmal du den anderen Capsicum Arten, die weißliche bis hellgelbe Samen besitzen. Zwar wird diese Chiliart in Europa nicht kommerziell angebaut, für Hobbygärtner ist es allerdings eine sehr interessante Sorte, da sie an kühlere Nächte besser angepasst ist und sehr aromatische Früchte hervorbringt. 

Die Anzucht

Ganz gleich für welche Chilliart du dich entschieden hast, sie sollten alle möglichst früh angezogen werden. Die Samen brauchen bis zu 4 Wochen um zu keimen und auch sonst entwickeln sich Chilipflanzen recht langsam. Mit der Anzucht beginnt man am besten zum Jahresanfang, mit einer zusätzlichen Lichtquelle ist die Aussaat sogar ganzjährig möglich. Später als Mitte März solltest du nicht mit der Anzucht beginnen, da die Pflanzen sonst nicht mehr draußen ausreifen können. 

Die Samen werden einen halben Zentimeter tief in Anzuchterde gesät und benötigen konstante Temperaturen um die 25 °C bis 28 °C. Temperaturen darunter ziehen die Keimung deutlich in die Länge und leisten Keimlingskrankheiten Vorschub. Auch Abdeckungen mit Klarsichtfolie oder anderem kannst du getrost verzichten, solange du die Erde regelmäßig auf Feuchtigkeit kontrollierst. 

Durch die Verwendung von Klarsichtfolie oder Hauben steigt das Risiko, dass sich Krankheitserreger wie Phytium, Fusarien oder Rhizoctonia sich vermehren und den jungen Keimling infizieren, bevor er gekeimt ist. 

 

Chili Samen zum Keimen bringen

Um einen Chilisamen zum Keimen zu bringen, muss man manchmal ganz schön tief in die Trickkiste greifen. Wenn sich auch nach Wochen kein Grün im Anzuchtgefäß blicken lässt, hat man allzu schnell den Verdacht, mangelhaftes Saatgut erwischt zu haben. Das muss allerdings nicht der Fall sein. Meist liegt es an einer ausgeprägten Keimhemmung, mit der einige Chiliarten ausgestattet sind. Erfahrene Chilianbauer kennen das Problem und haben selbst Methoden entwickelt, mit der Chilisamen schnell und zuverlässig keimen. Im Internet gibt es jede Menge Vorschläge, wir haben Sie mal genauer unter die Lupe genommen und für euch eine Übersicht aufgestellt. 

Die Vogel-Methode

Wildwachsende Chilis werden mit Vorliebe von Vögeln gefressen und wieder ausgeschieden. Während die Magensäure von Nagetieren den Samen zerstören würde, ist der Umweg über den Vogelmagen scheinbar genau das Richtige. Hier steht der Samen mit Feuchtigkeit in Kontakt, wird von Sand angeraut und später mit einer ordentlichen Portion Stickstoff wieder ausgeschieden. 

Genau das können wir mithilfe von Guano, Sand und Wasser simulieren. Einfach einen Teelöffel Guano in einem Glas warmen Wasser auflösen und mit einem Esslöffel Sand versetzen. 24 Stunden lang einweichen lassen und dabei ab und zu umrühren. Anschließend, wie gewohnt, säen. 

Die Tee- Methode

Hier werden die Chilisamen in warmen Auszug von Kamillen oder schwarzen Tee für 24 Stunden eingeweicht. Manche Chililiebhaber schwören auf diese Methode, ob der gleiche Effekt auch nur mit Wasser hervorgerufen werden kann? Leider fehlen uns hier professionell durchgeführten Versuche. Zwar ist der Wissenschaft zwar bekannt, dass Chilisamen zuweilen schlecht keimen, hier werden aber andere kommerzielle Lösungen untersucht, mit Substanzen an die man als Hobbygärtner nicht so einfach rankommt.

Pikieren und Umtopfen

Sobald sich zwischen den Keimblättern das erste echte Blatt zeigt, ist es Zeit, aus dem Anzuchtgefäß in einen größeren Topf umzuziehen. Falls du die Saatkörner einzeln gesät hast, musst du nichts weiter tun als umtopfen, hast du aber mehrere Chilisamen in einem Gefäß gesät, brauchen diese jetzt einen eigenen Topf, um sich gesund zu entwickeln. 

Anstatt nährstoffarmer Anzuchterde kommt jetzt nährstoffreiche Gemüseerde zum Einsatz. Handelsübliche Plastiktöpfe mit einem Durchmesser von 9 - 11 cm sind ideal. Hier haben die Chilipflanzen genug Platz, um sich zu entwickeln, bis sie Ende Mai ins Freie dürfen. 

Nun dürfen die Chilipflanzen am hellen Fensterbrett oder unter Kunstlicht wachsen, bis draußen die Temperaturen nicht unter 10 °C fallen. Kontrolliere deine Pflanzen regelmäßig auf Schädlinge, wie Trauermücken, Blattläuse oder Spinnmilben und ergreife, wenn nötig, geeignete Maßnahmen. Die Chilis brauchen regelmäßigen Nachschub an Nährstoffen. Nach etwa zwei bis drei Wochen lässt die Düngewirkung der Gemüseerde nach und von da an hat es sich bewährt, alle zwei Wochen mit einem Flüssigdünger in halber Aufwandmenge zu düngen. 

Abhärten

Chilipflanzen sind sehr wärmebedürftig und reagieren auf Temperaturen unter 10 °C mit einem Wachstumsstopp. Deswegen dürfen Sie erst nach den Eisheiligen nach draußen ziehen. Bevor es so weit ist, solltest du deine Pflanzen abhärten, damit sie sich langsam an Wind, Wetter und die natürliche Sonneneinstrahlung gewöhnen. Sobald es draußen warm ist und die Sonne scheint, dürfen die jungen Pflanzen ein Sonnenbad genießen. Zu Beginn erst kurz und später werden Sie am besten morgens rausgestellt und erst abends wieder reingeholt. 

Auspflanzen

Chilis gedeihen im Gemüsebeet, wenn der Standort warm, sonnig und windgeschützt ist. Der Boden sollte locker durchlässig und am besten mit Kompost angereichert sein. Alternativ können Chilis auch im Topf angebaut werden und hierfür gibt es gute Gründe: 

                -              Geringe Größe: Chilis sind vergleichsweise kleine Pflanze und daher gut zu Händeln

                -              Warme Füße: Der Pflanztopf erwärmt sich schneller als die Erde im Freiland

                -              Flexibilität: Droht ein Kälteeinbruch oder Unwetter können Töpfe schnell ins Haus oder ins Gewächshaus gebracht werden

                -              Fruchtfolge: Sollen die Chilis ins Gewächshaus gepflanzt werden, kommt es zu Problemen mit der Fruchtfolge, da Tomaten ebenfalls zu den Nachtschattengewächsen gehören. 

                -              Düngen und Wässern: Im Topf können die Pflanzen gezielter mit Wasser und Nährstoffen versorgt werden

                -              Einfaches Überwintern: Gerade bei exotischen Chilis mit langen Reifezeiten lohnt sich das Überwintern. Die unreifen Früchte können einfach im warmen Haus ausreifen. 

                -              Bessere Ernte: all diese Faktoren führen dazu, dass erfahrene Chilianbauer von besseren Ernten bei der Topfkultur berichten als im Freiland. Möchtest du trotzdem im Freiland pflanzen, setze auf robuste Sorten der C. anuum.

Die perfekte Topfgröße für Chilis liegt bei 10 Litern. Auch in kleineren Töpfen gedeihen die Pflanzen gut, beim Gießen und Düngen ist allerdings viel Fingerspitzengefühl gefragt!

Chilis pflegen: Gießen und Düngen

Bedenke, dass Chilis ursprünglich aus einer Region stammen, wo es sehr warm ist und es täglich regnet. Versorge deine Chili Pflanzen regelmäßig mit Wasser. Achte darauf, dass das Wasser nicht zu kalt ist und fülle die Gießkannen notfalls einen Tag vorher, damit sich das Wasser tagsüber erwärmen kann. Alle zwei Wochen solltest du deine Pflanzen mit einem Gemüsedünger oder selbstgemachter Jauche versorgen, damit sie einen kontinuierlichen Nachschub an Nährstoffen haben. 

Die Königsblüte

Kaum eine Sache sorgt für mehr Diskussionsstoff unter Chilifreuden: die Königsblüte. Die Königsblüte ist die erste Blüte, die sich schon recht früh in der erste Y-Verzweigung entwickelt. Manche raten unbedingt dazu, diese Blüte auszubrechen und sind überzeugt, dass dadurch der Ertrag gesteigert wird. Andere meinen es wäre egal. Was stimmt den nun? 

Hier muss man differenzieren. Handelt es sich um eine Capsicum annuum mit sehr großen Früchten, wie Gemüsepaprika, macht es Sinn, die Königsblüte auszubrechen, da die Pflanze zunächst Ihre Kraft in Wachstum und Verzweigung steckt. Bei kleinfrüchtigen Chili gleich welcher Art macht es allerdings überhaupt keinen Unterschied, ob man die Königblüte dran lässt oder nicht. Der Einfluss auf die Gesamternte ist nicht spürbar. 

Chilis beschneiden

Chilis sind botanisch gesehen Halbsträucher und werden anders als Tomaten nicht ausgegeizt, sondern beschnitten. Manche Chili Sorten und Arten profitieren von einem gezielten Schnitt und danken es mit einem buschigen Wachstum und einem höheren Ertrag. Vor allem bei allen Sorten der Art C. frutescens, sowie manchen Sorten der C. anuum wie Anaheim, Anche, Pasilla hat sich ein Rückschnitt bewährt. Sobald die Pflanzen etwa 30 cm hoch sind, werden sie geköpft und bilden statt einem Haupttrieb zwei Seitentriebe aus. 

Bei schnell wachsenden und reifenden C. annuum Sorten wie Jalapenjo hat sich ein Rückschnitt nach der ersten Ernte bewährt. Der Haupttrieb wird auf 30 cm und die Seitentriebe auf 3 cm eingekürzt. Nach kurzer Zeit treibt die Pflanze wieder stark aus und bildet viele neue Blüten und Früchte, die schnell abreifen. 

Chilis überwintern

Die Chili Arten C. Frutescens sind per Definition eine mehrjährige Pflanze, aber auch Sorten der anderen Capsicum Arten lassen sich mehrjährig ziehen. Voraussetzung dafür ist, dass sie im kalten Winter nicht erfrieren. Die Wärme liebenden Chilis erfahren bei Temperaturen unter 10 °C irreparable Schäden, daher müssen sie früh genug ins Warme geholt werden. 

Vorteile Chilis Überwintern

Der größte Vorteil Chilis mehrjährig zu ziehen liegt darin, dass die überwinterten Chilis einen starken Wachstumsvorsprung gegenüber den einjährigen Pflanzen haben. Mehrjährige Pflanzen treiben im Frühjahr stark aus und bilden früher Früchte. Die Ernte fällt insgesamt größer aus. Gerade bei Sorten, die sich aus Samen nur schwierig ziehen lassen und nur langsam wachsen lohnt es sich die Pflanzen zu überwintern. Für schnell wachsende Sorten wie Jalapenjo ist die jährliche Aussaat sinnvoller. 

Chili Pflanzen können zwei bis drei Jahre alt werden. Danach lohnt sich die Überwinterung nicht mehr, da die Pflanzen immer weniger tragen.

Der ideale Standort zur Überwinterung: kalt oder warm?

Chilis können kalt an einem kühlen, hellen Ort mit Temperaturen um die 10-15°C überwintern. Das ist zum Beispiel ein helles Treppenhaus oder ein leicht beheizter Wintergarten. Dafür werden Chilis radikal zurückgeschnitten. Der Haupttrieb wird bis zur ersten Verzweigung zurückgeschnitten und alle Seitentriebe entfernt. Alternativ können die Chilis auch warm bei 20- 25 °C überwintert werden, dann ist allerdings auf ausreichend Licht in der dunklen Jahreszeit zu achten. Hierfür werden die Chili Pflanzen nur leicht zurückgeschnitten und in Form gebracht. 

Der Vorteil der warmen Überwinterung liegt darin, dass noch unreife Früchte ausreifen können und bei genügend Lichtangebot sogar frische Chilis geerntet werden können, wenn im Winter draußen Frost und Schnee herrschen. Voraussetzung dafür ist genügend Licht, im Winter ist das nur durch eine künstliche Lichtquelle zu gewährleisten. Die warme Überwinterung von Chilis ist nicht ganz unkompliziert. Allzu schnell schleichen sich Schädlinge ein, wie Weiße Fliegen, Trauermücken oder Spinnmilben. Ein Schädlingsbefall in der Wohnung ist äußerst unangenehm und schwächt die Pflanze. Die Pflanzen sollten regelmäßig kontrolliert werden, um einen Befall möglichst früh zu entdecken und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. 

Bei der kühlen Überwinterung kann man im Winter zwar keine frischen Chilis ernten, dafür hat man aber auch weniger Arbeit mit den Pflanzen. Sie brauchen nur ein Minimum an Pflege. Die Pflanzen fallen in einen Ruhezustand und das einzige, worauf man achten sollte, ist, dass die Temperaturen nicht zu hochsteigen und die Pflanzen nicht vollständig austrocknen. Mit Schädlingen hat man bei der kalten Überwinterung nur selten zu kämpfen. 

Der sagenumwobene grüne Daumen ist etwas, das man erlangen kann. Seine Geheimzutaten sind Geduld und Zuwendung.

Fazit

Chilis sind nicht ganz unkomplizierte Nutzpflanzen. Generell gilt, je schärfer die Sorte ist, desto empfindlicher ist sie. So manche Liebhabersorte ist eine echte Diva und man benötigt einen grünen Daumen, damit aus dem kleinen Samenkorn eine prächtige Pflanze mit vielen scharfen Früchten wächst.  Doch der Aufwand lohnt sich, besondere Sorten sind im Handel nicht zu kaufen und so bleibt nur der Selbstanbau. Mit unserer Anleitung gelingt der Anbau von exotischen Chilisorten garantiert!